Gettosprache: Tiger von Kreuzberg
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Gettosprache: Tiger von Kreuzberg

Verfasst von JaCky am 11.09.2013

Im Deutschunterricht haben wir gerade das Thema Gettosprache. Mit "Gettosprache" ist die spezielle Sprechweise gemeint, die man in bestimmten Wohngebieten bzw. Kiezen der Stadt findet. Die Getto(aus)sprache sollen wir uns abgewöhnen, deshalb wurde dieses Thema ausgesucht.

Eine Mitschülerin brachte den Rapsong "Lynarghetto bei Nacht" mit, und wir haben ihn uns angehört. Wir haben uns die Merkmale des Sprachgebrauchs herausgeschrieben.

Anschließend hörten wir uns Beispiele aus der Kult-Sendereihe "Tiger von Kreuzberg" an. Der Tiger von Kreuzberg ist ein "Machotürke". Er erzählt z. B. von der "Teknik", wie man "Mädschen" erobert, oder über deutsches und türkisches Essen. Er ist im Radiosender Multi-Kulti zu hören, aber auch im Internet zu finden.


Jacky


Nachtrag von Herrn Freund:

Die Unterrichtsstunde fand am 20. Juni statt. Wir waren damit nicht nur hochaktuell, sondern geradezu der Zeit einen Schritt voraus: Am folgenden Tag erschien in "Spiegel online" genau zu diesem Thema ein ausführlicher Artikel, nachzulesen hier:

Was guckst du, bin isch Kino?

Darin wird über neueste Forschungsergebnisse der Wuppertaler Soziolinguistin Eva Neuland berichtet, die mit ihren Studenten derzeit das sogenannte "Kiezdeutsch" untersucht.
In jeder Region, Stadt, Schule, ja sogar Clique kursieren andere Wörter, denn die Jugendsprache existiert so wenig wie die Jugend. Die meisten Begriffe lassen sich jedoch kategorisieren: Es gibt sogenannte Verstärkungspartikel wie "echt", typologisierende Begriffe für andere Leute wie "Emo" (emotionaler Mensch), Wertungsausdrücke wie "fett" (für großartig) und bildhaft-ironische Neukreationen wie "Friedhofsgemüse" (für Senioren). Und natürlich jede Menge Ausdrücke für Angehörige des anderen Geschlechts und das, was man mit ihnen anstellen möchte.
All dies, so Neuland, diene dazu, sich der Gruppen- und Geschlechtsidentität zu versichern: "Die Jugendlichen gleichen in ihrer Freundesgruppe regelmäßig sprachlich ab, ob die anderen ihre Werte und Einstellungen teilen."


Weiter heißt es im genannten Spiegel-Artikel:
Typisch für diese neuen Sprachstile sind Entlehnungen wie das türkische "lan" (für Kumpel) oder das arabische "wallah" (leitet sich von wa allah ab, wörtlich "und Gott", und dient zur Bekräftigung). ... Charakteristisch sei es auch, Verben mit Nomen zu kombinieren ("Hast du U-Bahn?" – "Nein, ich habe Fahrrad" / Fährst du mit der U-Bahn? – Nein, mit dem Fahrrad) und Ortsangaben durch bloße Nomen auszudrücken ("Ich geh Schule").
Während viele Deutschlehrer solche Sätze als Sprachverfall brandmarken, findet die Germanistik-Professorin Wiese sie wissenschaftlich hochinteressant: "Was für die Information nicht zentral ist, wird weggelassen, das ist sehr ökonomisch."
Der Sprachmix höre sich zwar chaotisch an, habe aber Regeln und Strukturen. "Für die berufliche Zukunft der Jugendlichen ist es jedoch wichtig, dass dies nicht die einzige Varietät des Deutschen ist, die sie beherrschen", sagt Wiese. Sie empfiehlt daher Lehrern, Kiezdeutsch zum Unterrichtsthema zu machen.


Was wir bereits - mit bereitwilliger und kompetenter Hilfe der Schülerinnen und Schüler der 7d - erledigt haben.

 



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