Frau Lellau
Lily-Braun-Gymnasium
 
 
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Frau Lellau

Schülerin der Lily-Braun-Oberschule von 1936-47



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Frau Lellau im Interview
 

In dem Interview erzählt Frau Lellau von ihrer Schulzeit auf der Lily-Braun-Oberschule während des zweiten Weltkrieges. Die damals 17-jährige Schülerin wurde mittels der Kinderlandverschickung mit ihrer Klasse nach Weichsel gebracht. Der in Polen liegende Ort sollte den Kindern Sicherheit und Schutz gewähren. Aufgrund der Bombenangriffe war es nicht möglich in Spandau zu bleiben.

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Spandau war zu gefärhlich
 

In Weichsel angekommen mussten sie sich mit dem zufrieden geben, was sie hatten, doch man war froh einen Arzt vor Ort gehabt zu haben. Glücklicherweise kam auch nicht die Bildung zu kurz und man wurde von den Lehrern unterrichtet.

Die Schülerinnen waren in Gruppen, in jeweiligen verschiedenen, über den Ort verteilten Häusern untergebracht, wo der Unterricht jeweils im Tagesraum stattfand. Jede Schülerin bekam eine Bücherkiste. Der Chor machte den Schülerinnen damals besonders Spaß. Da es kein Telefon oder Radio gab, erfuhren die Schülerinnen erst nach ein bis zwei Tagen per Post von den Ereignissen in ihrer Heimat und blieben so in Kontakt mit ihren Familien. Sie hatten oft große Angst und Sorge.

Die Schulmaterialien, wie z.B. Hefte, aber auch Lebensmittel, wurden immer weniger. Es herrschte oft Hunger. Außerdem durften die Mädchen damals nur Röcke tragen. Sie mussten ihre Kleidung selbst nähen, denn auch die Kleidung wurde immer weniger. Die jungen Schülerinnen mussten sogar die Schuhkappen abschneiden, weil ihre Füße während des langen Aufenthaltes zu groß gewachsen waren.

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Frau Lellau und ihre Klasse
 

Waschmaschinen gab es zu der Zeit nicht, also musste die schmutzige Wäsche alle zwei Wochen per Hand gewaschen werden.

Sie lebten zusammen mit mehreren Lagerleiterinnen, mit denen sie zur Ablenkung Veranstaltungen organisierten.
Im Januar 1945 mussten sie von Weichsel nach Prag fliehe, dies war mit dem Zug möglich. In Prag blieben sie einige Tage. Danach ging es mit kurzen Aufenthalten in mehreren tschechischen Städten weiter nach Bayern. Dieses ständige Weiterziehen haben alle Mädchen glücklicherweise unverletzt überstanden.

Auf der Flucht nach Bayern wurden die Schülerinnen von einem Fliegerangriff überrascht. Es gab keine Verletzten, jedoch fuhr die Lok ohne die Waggons, in denen die Schülerinnen saßen, davon. Deswegen waren sie von nun an meist zu Fuß unterwegs. Wenn sie Glück hatten, bekamen sie einen Pferdewagen für ihr Gepäck. Schließlich erreichten sie amerikanisch besetztes Gebiet. Der lange Weg setzte allen zu, denn es gab wenig zu essen. Manchmal bekamen sie etwas von den hilfsbereiten Amerikanern.

Später, in Münchshofen, lebte es sich schon besser, es wurde sogar manchmal Theater gespielt.

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Die Schülerinnen bei der Freizeit
 

Bei der Rückkehr nach Berlin im Juni 1946 gab es auch einige Probleme. Doch mit amerikanischen Soldaten an jeder Tür, ging es dann in einem Zug über Westdeutschland nach Berlin zurück.

Als sie ankamen, bekamen sie noch eine „Lausespritze“, dann durften sie endlich ihre Eltern nach zwei Jahren und sieben Monaten in die Arme schließen.
 

 



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