1910 gab es fast einen Skandal im Spandauer Schulwesen. Eine Untersuchungskommission enthüllte fatale Zustände im städtischen Lyzeum, insbesondere im Hinblick auf die räumlichen Verhältnisse und Zustände. Der Magistrat der Stadt entschloss sich zu einem großzügigen Neubau außerhalb der bis dahin bestehenden Festungswälle um die Altstadt. Die Fertigstellung des Baus war für das Frühjahr 1915 vorgesehen, verzögerte sich aber wegen des Kriegsausbruchs um ein Jahr.   Cecilienschule Vor hundert Jahren, am 10. Mai 1916, konnte das gewaltige neue Schulgebäude zwischen dem Askanierring und dem Hohenzollernring bezogen werden. Wenige Wochen später, am 9. August 1916 starb Lily Braun mit 51 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Den Zusammenhang der beiden Ereignisse konnte damals freilich niemand erkennen, denn natürlich war Lily Braun zu dieser Zeit noch nicht die Namenspatronin unserer Schule. Lily Braun war zwar damals keine Unbekannte, aber als Namenspatronin für eine Schule undenkbar. Stattdessen erhielt die Spandauer Mädchenoberschule mit dem Umzug den Namen “Cecilienschule” nach der Ehefrau des preußischen Kronprinzen Wilhelm. Erst 1947, nach dem Ende des 2. Weltkrieges und dem Ende Preußens, erhielt die Schule den Namen Lily Brauns, den sie bis heute trägt. Lilys letzte Lebensjahre Lily Braun war zur Zeit des Schulneubaus wie gesagt keine unbekannte, aber doch eine umstrittene Persönlichkeit, insofern sie sich innerhalb der damals in Flügelkämpfen zerstrittenen SPD im gemäßigten Lager der “Revisionisten” befand und von den Radikalen um Clara Zetkin heftig angegriffen wurde. Lily zog sich als Konsequenz stärker ins Privatleben zurück und konzentrierte sich - unterbrochen von gelegentlichen Vortragsreisen - auf ihre Tätigkeit als Schriftstellerin. Reif für einen Skandal wäre damals sicher auch das Privatleben Lily Brauns in diesen letzten Lebensjahren gewesen, wäre es an die Öffentlichkeit gelangt. Lily Braun hatte sich noch einmal neu verliebte, was zu einem recht modern anmutenden “Beziehungsarrangement” führte. Näheres zu den hier angesprochenen Themen erfährt man in unserer kleinen Ausstellung und in der dazugehörigen kleinen Festschrift zum Schulfest. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 

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