LBO-Schüler Alexander Kohl
Reisebericht aus Peking
Alexander im Zug nach Peking |
Als ich am 27.07 abends gegen 21 Uhr ins Flugzeug einstieg, ahnte ich noch nicht, dass die
bevorstehende Reise mir so viele schöne Erlebnisse bringen sollte, die ich wohl immer im
Gedächtnis behalten werde.
Ungefähr neun Stunden nach Abflug kamen wir in Peking an, trafen uns am Flughafen mit
der Studentin, die uns abholte, und dann ging es auch schon los zur Universität für Sprache
und Kultur Peking (BLCU). Bereits während der Fahrt manifestierte sich der typische
Eindruck, den ich bereits bei vorhergehenden Reisen nach Peking bemerkt habe: Die Stadt
pulsiert vor Leben, es scheint eine euphorische Stimmung über allem zu liegen. |
Wenig später erreichten wir die Universität, wo uns die Größe des Campus zunächst Respekt einflößte und wir auch eine Weile brauchten, bis wir unser Wohnheim gefunden hatten. Dabei
erfuhren wir, dass die BLCU einen für chinesische Verhältnisse eher sogar kleinen Campus hat. Den Rest des Tages verbrachten wir überwiegend mit organisatorischen Fragen und
gingen mit klopfendem Herzen ins Bett. Was die folgenden Tage wohl bringen mochten?
Am nächsten Morgen wurde ich durch das Geräusch eines klingelnden Handys geweckt. Am Telefon waren meine Eltern, die mich die ersten zwei Wochen in Peking begleiteten und sich
mit uns um halb zehn verabredet hatten, da wir noch einige Tage frei hatten, um unseren Jet-Lag auszukurieren, bevor der Unterricht losging. Der Anruf kam um ca. zehn Uhr, was sich
bei einer durchschnittlichen Fahrzeit von einer Stunde als ungemütlich erweist. Die verabredete Zeit ließ sich nicht mehr einhalten. Mit reichlich mehr als einer Akademischen
Viertelstunde Verspätung erreichten wir das Hotel, und begannen unseren ersten Tag Sightseeing. Wir besichtigten die Verbotene Stadt, den Platz des Himmlischen Friedens, und sahen uns ein wenig in der Stadt um. Abends genossen wir die einheimische Küche.
Der zweite Tag und dritte Tag vergingen, bis auf Pünktlichkeit und die Sehenswürdigkeiten, nach dem gleichen Muster. Erst der vierte Tag, Freitag, hätte anders werden sollen, da der
Unterricht nun losgehen sollte, für mich geschah dies jedoch erst am Montag, da mich am Freitag eine Erkältung festnagelte. In den ersten Tagen ist das in Peking nicht ganz unnormal,
da draußen oft über 30 Grad herrschen, Innenräume allerdings auf etwa 20-22 Grad runtergekühlt werden. So blieb mir allerdings noch ein Wochenende Zeit, mich mental auf den Unterricht vorzubereiten.
Am Montag ging es dann also auch für mich los. Durch einen Test waren wir auf Klassen aufgeteilt worden. Ich ging in Klasse D4, wo sich der Unterricht in drei Fächer gliederte:
Sprechen, Lesen und Hören. Der Unterricht verlief in all diesen Fächern recht unterschiedlich.
Im Sprechunterricht diskutierten wir vor allem über die verschiedensten Themen, deren Lektionstexte wir mit den wichtigsten Vokabeln als Hausaufgabe oft nacherzählen können
sollten. Das ist eine recht einfache, aber hochgradig wirkungsvolle Methode sein Vokabularbzu erweitern und sich Wortgefüge und grammatische Strukturen zu merken. Durch den damit
verbundenen Erfolg, hat mir der Sprechunterricht auch sehr viel Spaß gemacht.
Beim Leseunterricht ging es vor allem darum den Lektionstext zu verstehen und dazu
entsprechende Fragen zu beantworten.
Im Hörunterricht haben wir vor allem chinesische Serien und Filme geguckt und dazu
Vokabular gelernt.
Unterrichtsende war um zwölf Uhr. Pro Woche hatten wir fünf Stunden Sprechen, drei
Stunden Lesen und zwei Stunden Hören.
Danach habe ich oft die Zeit mit meinen Eltern
genutzt um die Stadt zu erkunden, was mir den Luxus verschaffte nach zwei Wochen bereits
die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtig zu haben.
In dieser Zeit lernte ich auch die Studenten aus meiner Klasse und auf dem Campus näher
kennen, was eine sehr interessante Erfahrung war, da sich an der BLCU Menschen aller
möglichen Nationen befinden, vor allem Koreaner und Japaner, aber auch Italiener, Russen,
Amerikaner und sogar Hongkonger. Es wird einem dort also auf keinen Fall langweilig!
Da um zwölf der Unterricht bereits beendet war, konnten wir uns ausgiebig dem Lernen und
der Besichtigung der Stadt widmen: Dazu gehören nicht nur die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten, sondern (und vor allem) auch natürlich eine Karaoke-Bar. Das hat uns
allen großen Spaß gemacht, der einzige Nachteil: Man kommt erst gegen eins nach Hause und
ist am nächsten Morgen hundemüde.
Aber ich schweife schon wieder von dem ab, wo ich eigentlich hin möchte, nämlich die
Sehenswürdigkeiten. Neben den Must-Have-Seen Pekings, also der verbotenen Stadt, dem
neuen Sommerpalast und der großen Mauer, bezaubern vielmehr noch einige der kleineren
Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel der Konfuziustempel mit der kaiserlichen Beamtenschule,
oder aber der alte Sommerpalast. Diese bestechen vor allem dadurch, dass sie nicht so
überfüllt sind. Bei der großen Mauer empfiehlt es sich allerdings die von der Universität
organisierte Tour zu nehmen, da man, um nach Badaling zu gelangen, etwa eine Stunde aus
der Stadt rausfahren muss.
Ebenfalls von der Universität organisiert sind jedes Wochenende Reisen nach Xi’an oder in
die innere Mongolei. Ich habe an der Reise in die innere Mongolei teilgenommen. Dazu sind
wir am Freitag mit dem Bus etwa sechs Stunden gefahren. Ich persönlich mag lange
Busfahrten. Man lernt währenddessen sehr nette und interessante Leute kennen.
Nach, wie gesagt, sechs Stunden erreichten wir das mongolische Dorf, wo wir unser Zelt zu
fünft bezogen. Abends aßen wir die mongolische Küche, und danach gab es ein Lagerfeuer,
wo wir mongolische Tänze und Gesang bestaunen konnten. Das war sehr eindrucksvoll! Noch
eindrucksvoller war die Nacht bei acht Grad Außentemperatur in einem mongolischen Zelt
mit einer dicken Decke. Am nächsten Tag waren eigentlich Pferdereiten und andere
Aktivitäten geplant.
Da es allerdings heftig geregnet hat und immer noch extrem kalt war, haben wir uns sofort auf
den Weg nach Datong in der Provinz Shanxi gemacht, wo wir die Yungang Grotten
besichtigten. Ich habe bereits auf einer anderen Reise nach China die Longmen-Grotten in
Luoyang besichtigt, muss allerdings sagen, dass mich die Yungang Grotten noch mehr
begeistert haben. Es ist daher sehr empfehlenswert an der Reise teilzunehmen.
Abends aßen wir Feuertopf, der ja bekanntlich aus Shanxi kommt, und fuhren dann ins Hotel.
Am nächsten Morgen ging es schon früh los, denn abhängig davon, ob man in den großen
Verkehr einer chinesischen Autobahn kommt, beträgt die Reisezeit auf dem Rückweg
zwischen vier bis Zwölf Stunden. Etwa 15 Uhr waren wir dann wieder an der Universität,
bereit uns der letzten Woche zu stellen.
In dieser Woche schrieben wir auch die freiwilligen Abschlussprüfungen, in den zwei Tagen
Unterricht danach kamen (natürlich) sehr viele Schüler nicht zum Unterricht. Ich gehörte zu
denen die kamen und habe diese Entscheidung nicht bereut. Die letzten Tage in Peking
genossen wir noch mal in vollen Zügen, erkundeten die Stadt, Tobias und ich ließen sogar
eine Blindenmassage über uns ergehen, was uns für die nächsten Tage entspannte.
In Peking habe ich aber noch eine andere Lektion gelernt: die Zeit lässt sich nicht aufhalten,
denn irgendwann kommt der Tag, an dem man ins Flugzeug steigt und wieder auf dem Weg
nach Hause ist, ein Tag an dem man sich wieder freut zu Hause zu sein. Und in diesem
Moment wird einem auch eines klar, nämlich, dass man erst in der Ferne die Heimat zu
schätzen lernt. |
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