Material zu "Altstadt und Arcaden"

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Politiker diskutieren am 9. September 2002

Gespräch über die Altstadt Spandau
 
Zu einem Diskussionsabend über die Zukunft der Altstadt lädt die AG für den 9. September, 19 Uhr, in den Ratskeller ein. Gesprächspartner ist Staatssekretär Volkmar Strauch (SPD). Themen: Leerstand von 27 Geschäften, Verschlechterung des Erscheinungsbildes, Privatisierung des Parkhauses am Altstädter Ring.
 
(Spandauer Volksblatt, 21.8.2002)
 

Bericht über die Diskussion vom 9. September 2002

Mangelnde Einigkeit in der AItstadt?
 
Ein düsteres Bild malten die Besucher einer Versammlung der AG Altstadt vergangene Woche im Ratskeller. Leerstand, Schmutz, Billigläden und Probleme mit den Öffnungszeiten wurden beklagt.
 
Bürgermeister Konrad Birkholz brachte es gleich zu Beginn der Versammlung auf den Punkt. Die Klagen seien in all den Jahren, in denen er das Geschehen in der Altstadt aufmerksam und von Amts wegen verfolge, immer die gleichen geblieben. Aber eine einheitliche Darstellung und einheitliche Öffnungszeiten seien noch immer nicht erreicht worden. Das Bezirksamt könne nur die Rahmenbedingungen schaffen, alles andere müssten die Geschäftsinhaber selber tun.
 
Von 222 Gewerbebetrieben stehen zur Zeit 27 leer. Offensichtlich fehle es an Kaufkraft. Aber nach Ingrid Jahn, Vorsitzende der AG Altstadt, sei auch das Mietgefüge schuld.
 
Staatssekretär Strauch vom Wirtschaftssenat wies auf einige Verbesserungen der Rahmenbedingungen hin. Besonders die Möglichkeit, Waren vor den Geschäften anzubieten, habe sich als vorteilhaft erwiesen. Seine Senatsverwaltung wolle alles tun, um unvernünftige bürokratische Hürden zu beseitigen. Von einer Mietpreisbindung für Gewerberäume hält er nichts. Die Vermieter müssten in das Gesamtkonzept der Altstadt aktiv mit einbezogen werden.
 
Gegen den Vorwurf, die Altstadt sei zu schmutzig und es fehlten Blumen und Grün, wandte sich Baustadtrat Carsten M. Röding. Die Finanzlage des Bezirks erlaube nicht mehr, meinte er. Deshalb habe er Sponsoren gesucht und zum Teil auch gefunden. Blumenkübel vor die Geschäfte zu stellen sei aber sicher eine Aufgabe für die Geschäfte selbst.
 
Röding beklagte die fehlende Einheit in der Altstadt. Er finde selten den richtigen Ansprechpartner. Was der Altstadt fehle, sei ein "Kümmerer".
 
(Spandauer Volksblatt, 18.9.2002)
 

Die Probleme bleiben: Weihnachten 2002

Gute Geschäfte, schlechte Geschäfte
 
Die Spandau Arcaden boomen und die Händler der Altstadt klagen
 
SPANDAU. Sie sollten reichlich Kunden in die Altstadt bringen, doch das Gegenteil ist eingetreten. Während man in den Spandau Arcaden ein Jahr nach Eröffnung eine "durchweg positive Bilanz" zieht, reißen die Klagen der Altstadthändler nicht ab. Viele haben inzwischen aufgegeben. Fast jedes zehnte der mehr als 220 Geschäfte steht leer. Der Leerstand von mindestens zehn Läden sei auf die Arcaden zurückzuführen, sagt Ingrid Jahn, Vorsitzende der Händlergemeinschaft AG Altstadt. Große Ketten wie McDonald s, Intersport oder Leiser sind aus der Altstadt in die Arcaden gezogen. Damit fehlen der Altstadt die Magnete. Die Entwicklung sorge bei den alteingesessenen Geschäftsleuten für Unruhe. Finde sich ein Nachmieter für ein Geschäft, handelt es sich meist um Schnäppchenanbieter. "Wir haben inzwischen einen Standard erreicht, der sich im Erscheinungsbild bemerkbar macht", sagt die AG-Chefin.
 
In den Spandau Arcaden glaubt man dennoch an eine positive Wirkung für die Altstadt. Aber noch immer fehlt eine seit langem geforderte, direkte Fußgängerverbindung von den Arcaden über den mehrspurigen Altstädter Ring rüber in die Altstadt. Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) sagt, dass mit einem Pavillon zwischen Einkaufszentrum und Fußgängerzone eine neue Verbindung geschaffen werden soll. Das zweigeschossige Haus entsteht auf dem Bahnhofsvorplatz. "Damit erhöhen wir an der Ecke auch die Attraktivität", sagt er. Eine Million Euro werden in die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes fließen. Eine Baugenehmigung sei vorhanden. Der Baustadtrat rechnet Anfang nächsten Jahres mit dem ersten Spatenstich.
 
Röding will sich auch noch einmal mit den Hauseigentümern in der Altstadt in Verbindung setzen. Seiner Meinung nach müssten die Läden nicht leerstehen. "Wir wissen, dass es Interessenten gibt", sagt Röding. Das Problem sei nur die Miete. "Daran scheitert es." Außerdem fehle ein Altstadt-Koordinator, eine Art Rudi Völler für die Altstadt.
 
Den wird es geben, sagt Andreas Joslyn, Geschäftsführer von Karstadt in der Altstadt und Mitglied in der Händlervereinigung Wirtschaftshof Spandau. Zurzeit arbeite sich einer der Wirtschaftshof-Geschäftsführer in den Posten ein. Auch Karstadt verzeichnet Umsatzrückgänge, die auf die Arcaden zurückzuführen seien. "Vor allem im Konfektionsbereich spüren wir das", sagt Joslyn. Schwierig sei aber auch die Gesamtsituation in Spandau. Innerhalb von drei Jahren seien durch neue Geschäfte 100 000 Quadratmeter Handelsflächen dazugekommen. Joslyn sagt, dass man gemeinsam einen Weg finden muss, die Altstadt und umliegende Geschäftsstraßen als Einkaufsstandort zu vermarkten. "Es müssen mehr gemeinsame Aktionen wie das Altstadtfest her", sagt Joslyn. Gespräche soll es geben. Auch mit den Betreibern der Arcaden.
 
(Berliner Zeitung, 10.12.2002)